Artsteckbrief: Lycaena helle(Denis & Schiffermüller, 1775)
(Blauschillernder Feuerfalter)

Bestimmungsmerkmale

Einer der kleinsten Feuerfalter (neben Lycaena phlaeas).
OS ♂ und ♀ VFL kräftig orangefarben mit schwarzen Flecken und HFL grauschwarz mit orangefarbenem Saum. OS ♂ fast ganz mit starkem Blauschiller übergossen. OS ♀ in der schwarzen und orangefarbenen Pigmentierung wie ?, jedoch nur teilweise mit Blauschiller. US der VFL kräftig orangefarben mit deutlichen schwarzen Flecken. US der HFL ocker-grau mit kräftigem orangefarbenen Saum. Schwarze Flecken auf US der HFL deutlich kontrastiert auf ocker-grau.

  • Ähnliche Arten in RP:

    Lycaena phlaeas fliegt gerne an vegetationsarmen Stellen mesophiler Biotope, wie unbefestigten Wegen. OS ohne Blauschiller, US der HFL ohne leuchtendes orange und nur mit verwaschenen Flecken.

  • Palaeochrysophanus hippothoe: Größer. ♂ auf OS komplett orangefarben mit teilweisem Blauschiller, ♀ ähnlich wie ♀ von L. helle, aber OS ohne Blauschiller. US der Flügel zeigen nur an den VFL ein blasses Orange. Diese Art kann an benachbarten oder gleichen Standorten fliegen.

Flügel Aiolopus thalassinus

Lycaena helle ♀: US beider Geschlechter gleich. Markant ist die leuchtende orange Färbung mit kontrastreichen schwarzen Punkten.
Westerwald, Kirburg, 24.05.99 (Foto: U. Hauptmann)

Habitus Aiolopus thalassinus

Lycaena helle: Hier OS des ♀ mit partiellem Blauschiller. (Die FL des ♂ sind dagegen komplett mit blau übergossen.)
Westerwald, Kirburg, 24.05.99 (Foto: W. Schmidt)

Verhaltensmerkmale, Ökologie und Entwicklung:

  • - Eng gebunden an die einzige Raupenfutterpflanze und vorwiegende Nektarpflanze Polygonum bistorta in Habitaten mit sehr typischen Merkmalen (s.u.).

  • - An den Fundorten sind in der Hauptflugzeit stets mehrere, meist aber zahlreiche Falter zu finden. Flugzeit recht früh und kurz (vorwiegend Anfang bis Ende Juni) zur Blütezeit von Polygonum bistorta.

  • - An Büschen patrouillieren die Falter und jagen hintereinander her. Auch häufig an Polygonum bistorta saugend oder kopulierend.

  • - Raupenaktivität erkennbar an Fensterfraß an Blättern. Die Art verbringt die meiste Zeit des Jahres als Puppe.

Larval- und Imaginalhabitat:

  • - Nasswiesen mit Polygonum bistorta, vegetationskundlich dem Calthion zuzuordnen. Unverzichtbar sind Feuchtgebüsche im Biotop oder am Rand davon als Treffpunkte für die Falter, Ruheplätze und Sonnenplätze.

  • - Nasswiesen meist mit Quellhorizonten, Quellen oder (Quell)-Bächen.

  • - Häufig kleinklimatische Kälteinseln (z.B. Bachtäler, Kaltluftfallen), es gibt aber auch Standorte bei denen dies nicht zutrifft.

  • -  Geeignete Nutzungsformen:

    Brachliegende oder unregelmäßig genutzte Bereiche müssen für die ungestörte Entwicklung der Raupen und Falter vorhanden sein. Zunehmende Verbuschung und Beschattung kann jedoch ein Habitat zerstören.

Phänologie: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Falter                                                
Raupe                                                

Gezielte Suche:

In den Verbreitungsgebieten Westerwald und lokal Eifel. Auf Nasswiesen mit P.bistorta und Feuchtgebüschen im Juni nach den Faltern, an sonnenexponierten Plätzen und an Polygonum. Vorkommen gibt es nicht auf allen geeigneten Nasswiesen.



Verbreitung in Rheinland-Pfalz:

Kollin-montan. Verbreitungsschwerpunkt ist der Hohe Westerwald. Außerdem Vorkommen im übrigen Westerwald und sehr lokal in der Eifel im Wirfttal im Kreis Daun.

Verbreitung in Rheinland-Pfalz

Gefährdungsursachen:

Sowohl Entwässerungen als auch zunehmende Verbrachung gefährden die Habitate. Nicht zu unterschätzen in ihrem Gefährdungspotential sind außerdem Fichtenaufforstungen. Die besiedelbaren Habitate können sehr kleinräumig sein (unter 1000 m²) und sind damit leicht verwundbar.

Quellen: BIOTOPKARTIERUNG RHEINLAND-PFALZ 1992-1997, EBERT & RENNWALD 1991b, PLANUNG VERNETZTER BIOTOPSYSTEME RHEINLAND-PFALZ 1991-2001, SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ 1994, SETTELE et al. 1999, TOLMAN & LEWINGTON 1998, WEIDEMANN 1995.

Bearbeitung: Undine Hauptmann, im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht, 2002.